
Heute ist der 33jährige Gedenktag von Halabja , dieses Jahr konnten wir es nicht öffentlich machen Aber trotzdem haben wir eine Schweigeminute und Kerzen für die Opfer gemacht. Dieser Tag ist für uns sehr schmerzhaft wie eine Narbe tief in unserem Herzen.
Wir erinnern an die schrecklichen Ereignisse:
Nach Angaben von Augenzeugen flogen am 16. März gegen 11.00 Uhr Kampfflugzeuge der irakischen Luftwaffe über die Stadt. Es sollen bis zu 20 Flugzeuge gewesen sein, darunter MiGs und Mirages. Danach sah man Rauchsäulen aufsteigen, erst weiß, dann schwarz und schließlich gelb.[7] An dem Angriff war auch ein Hubschrauber beteiligt,[8] dessen Besatzung vorbereitend Aufnahmen machte und später den Wind mit Hilfe von abgeworfenen Papierfetzen maß.[9]
Die Art der eingesetzten Kampfstoffe wurde später mit Senfgas[10], Sarin, Tabun und ein Kampfstoff vermutlich auf Zyanidbasis beschrieben.[7][Anm. 1] Die genaue Zusammensetzung der benutzten Giftstoffe ist bis heute unbekannt[11][10].
Ein überlebender Einwohner beschrieb das Geschehen rückblickend im Jahr 2008:[12]
„Es war ein schöner Frühlingstag. Kurz vor 11 Uhr vormittags […] explodierten Artilleriegeschosse in Halabdscha, und Flugzeuge begannen Bomben auf die Stadt abzuwerfen, vor allem im Norden der Stadt. Wir rannten in unseren Keller. Um 2 Uhr nachmittags, als die Bombenabwürfe weniger wurden, ging ich vorsichtig vom Keller in die Küche und brachte meiner Familie etwas zu essen. Als die Bombardierung aufgehört hatte, […] hörte ich ein langes merkwürdiges Geräusch, das sich wie Bombenexplosionen anhörte. Ein Mann kam in unser Haus gerannt und rief: ‚Gas! Gas!‘ Wir rannten zu unserem Auto, stiegen ein und schlossen die Autofenster. Ich glaube, wir fuhren über die Leichen von unschuldigen Opfern. Ich sah Menschen auf dem Boden liegen, die eine grünliche Flüssigkeit erbrachen, während andere hysterisch wurden und laut zu lachen begannen, bevor sie reglos zu Boden fielen. Später nahm ich einen Geruch wahr, der mich an Äpfel erinnerte, und fiel in Ohnmacht. Als ich erwachte, lagen Hunderte von Leichen verstreut um mich herum. Danach nahm ich in einem Keller in der Nähe Zuflucht. Ein hässlicher Geruch war überall in dieser Gegend. Es roch zuerst nach verfaulendem Abfall, aber dann kam ein süßer Geruch ähnlich wie der Duft von Äpfeln. Dann roch es eher nach Eiern. […]
Wenn die Leute die Wörter ‚Gas‘ und ‚Gift‘ rufen und man hört, wie sich diese Rufe unter den Menschen ausbreiten, dann greift der Schrecken um sich, vor allem bei den Kindern und den Frauen. Deine Liebsten, deine Freunde, du siehst, wie sie gehen und dann wie Blätter zu Boden fallen. Es ist unbeschreiblich. Vögel fielen aus ihren Nestern. Dann andere Tiere, dann Menschen. Es war die totale Vernichtung. Wer gehen konnte, verließ die Stadt zu Fuß. Wer ein Auto hatte, fuhr damit fort. Aber wer zu viele Kinder hatte, um sie auf den Schultern zu tragen, blieb in der Stadt und fiel dem Gas zum Opfer.“




