Alevitentum

Die Aleviten

Unter den mehr als vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen sind etwa 700.000 Aleviten, die sich in ihrem Islamverständnis stark von der Mehrheit der Muslime unterscheidet. In der Türkei kämpfen Aleviten noch immer um die Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Die Scharia spielt für sie keine Rolle.

Wie die allermeisten Muslime in Deutschland stammen auch die Aleviten aus der Türkei. Ihre Zahl schätzt man in Deutschland auf 700.000. Sie sind damit nach den Sunniten die zweitstärkste islamische “Konfession” in Deutschland. Die Aleviten unterscheiden sich in ihrem Islamverständnis stark von der Mehrheit der Muslime. Sie besuchen zum Beispiel keine Moscheen. Im Zentrum des alevitischen Denkens und Handelns stehen Liebe, Respekt und Frieden. Werte, die nach Ansicht der Aleviten den Ursprung des Islam bilden. Im Menschen, ganz gleich welchen Geschlechts, welcher ethnischen Zugehörigkeit oder welchen sozialen Standes, manifestiert sich für sie Gott. Für die Aleviten ist Dienst am Menschen auch Dienst an Gott. Wichtig ist für die Aleviten das ethische Ideal, reinen Herzens zu sein. Ihr zentraler Leitspruch lautet daher: “Beherrsche deine Hände, deine Zunge und deine Lenden!”

Die wichtigsten Elemente alevitischer Tradition sind:

Menschen anderen Glaubens und andere Glaubensgemeinschaften werden von Aleviten als gleichwertig angesehen und respektiert.

Im Alevitentum ist die Frau sowohl in der Lehre als auch im religiösen Verhalten wie z.B. in der Cem-Zeremonie dem Mann gleichgestellt.Das Alevitentum kennt keine Geschlechtertrennung. In der Alevitischen Lehre ist die Polygamie verboten.

Im Alevitentum gibt es keinen Platz für Gewalt. Die höchste Strafe in der alevitischen Lehre ist der Ausstoß des Betroffenen aus der Gemeinde.

Das Handeln der alevitischen Geistlichen (Dede) beschränkt sich auf das geistige Leben der Gemeindemitglieder.

Die Aleviten beten individuell abends und meist Donnerstagabends in der Gemeinde in Form des Cem. Die Gebetsstätte der Aleviten heißt Cemevi ( Cem- Haus ). Die Cem-Zeremonie zeichnet sich durch die gegenseitige Versöhnung aus, die Musik und den rituellen Semah-Tanz, der von beiden Geschlechtern gemeinsam ausgeführt wird.

Die Aleviten fasten 12 Tage im Monat Muharrem, zum Gedenken an Imam Hüseyin, der Widerstand gegen die herrschende Ungerechtigkeit leistete und in Kerbela (680 n.Chr.) ermordet wurde.

Die Aleviten suchen Gott im Herzen der Menschen und nicht an bestimmten Orten.