Musiksession im MultiKulti

Düren, 13.09.2014
Jugendzentrum MultiKulti
Bericht Winne Simon

Eine frei improvisierte “Musiksession“ sorgte am Samstagnachmittag (16.00 – 20.00Uhr) für elektrisierende Stimmung. Das MultiKulti macht seinem Namen alle Ehre:

Viele 'Eingeborene' aus Düren sind mit von der Partie und aus allen 'Ecken der Welt' sind sie vereint: KurdInnen aus Syrien, Irak und Kurdistan-Irak, AraberInnen, Mädchen aus Usbekistan und Kirgistan und von weit her, der fernen, schönen Insel Sri Lanka … auch die afrikanischen Freundinnen und Freunde sind vertreten, Kongolesen,Togolesen, ein Äthiopier mischen mit; ebenso ein Türkischstämmiger, eine Bosnierin und 'Monsignore' aus Italien.

Jeder stellt sich und sein musikalisches Programm kurz vor, in seiner MUTTERSPRACHE. Wir hören: Ewe, Lingala, Französisch, Deutsch, Italienisch, Russisch, Türkisch, Tamilisch, Amharisch, Bosnisch: Wow, eine bunte Mischung. So viele fremdartige schöne Klänge; es erinnert an die alte Geschichte von Babylon … damals wollten die Menschen einen Turm bauen, so hoch wie der Himmel... sie mussten aber ihr Vorhaben aufgeben, weil jeder nur seine eigene Sprache besaß und deswegen keiner mehr den anderen verstand.

Kann die MultiKulti - Gruppe etwas Gemeinsames erschaffen, einen gemeinsamen 'Sound' über vermeintliche kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg? Kann Musik Grenzen überwinden?

Keyboard, Trommel und Stimme bestimmen zunächst den Kurs. Das Trio Dashti Salam, Ahmad und Mohammed beginnt die Klangreise mit einem kurdischen Liebeslied; 80% aller kurdischen Lieder sind Liebeslieder, meint Dashti; faszinierend wie er mit gekonnten Anschlägen seiner Hände magische Trommelwirbel entstehen lässt; es folgt eine kontrastreiche Mischung: Tenor Lino Falbo aus Italien singt mit Inbrunst das weltbekannte Santa Lucia, virtuos auf der Geige begleitet von Alan Arif aus Kurdistan: als klassischer Geigenvirtuose hat er sich weit über Düren hinaus einen Namen gemacht; eine fulminante ungarische Weise beendet seine Darbietung. Daniel Kwachi klinkt sich ein mit auf der Trommel improvisierten bis in Mark gehenden afrikanischen Rhytmen: sie lassen den Funken überspringen auf die Tänzer, einzeln oder im Gruppentanz. Dann ist das kurdische Trio wieder in seinem Element, diesmal mit der kraftvollen Stimme von Tenor Abdelkerim.

Nach einer kurzen Pause, in der Tonstudioleiter Dirk Jungbluth die Beats programmiert, haben die beiden Rapper Burak Sancak und Marvin Kliebisch ihren eindrucksvollen Auftritt. Auch ihr Song “Es ist die Strasse“, geht unter die Haut, ausgefeilt, akzentuiert und glasklar vorgetragen, animiert er wieder zum direkten Mittanzen.

Eine besondere Rolle spielt Dirk Jungbluth. Am Mischpult und den Verstärkeranlagen hat er alle Hände voll zu tun; zugleich ist er Regisseur hinter der Filmkamera: Denn die Idee zur Musiksession ist es, nicht nur gemeinsam Spaß zu haben, zu lachen, zu essen und zu trinken und Musik zu improvisieren.

Die Session soll Initialzündung sein für etwas ganz Neues:

In Videosequenzen soll gefilmt werden, wie Songs und Songtexte entstehen und wie sich die Musiker untereinander austauschen. Dabei soll das Thema “Interkulturalität und Internationalität“ angesprochen werden. Wie erleben wir heute das alltägliche Zusammensein mit Menschen, die aus anderen Ländern, aus ganz anderen Kulturkreisen stammen, andere Sprachen sprechen, andere Lebenserfahrungen haben … gibt es deswegen Barrieren, Verständigungsschwierigkeiten, Gefühle der Fremdheit, oder spielen solche Dinge heute vielleicht gar keine Rolle mehr?

Im nächsten Schritt wird das Material im Tonstudio mit allen Beteiligten in Einzel- oder Gruppentreffen gemeinsam mit Dirk aufgearbeitet und in einem oder mehreren Videofilmen und Sketchen zusammengeschnitten. Da in der Session selbst die ursprünglich geplanten Interviews ein wenig zu kurz kamen, wird in den Nachfolgetreffen hierzu noch einmal Gelegenheit gegeben: Mit Maria Horn (Leiterin der Jugendeinrichtung) und Winne Simon (Integrationsagentur der Evang. Gemeinde) erarbeiten die Akteure verschiedene Aspekte des Themas "Interkulturalität".

Alle hoffen, schon bald an dieser Stelle das Filmmaterial präsentieren zu können. 

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